Katharinas erster Volontärsbrief

Ein paar erste Eindrücke meiner Arbeit

Nun bin ich schon seit ziemlich genau vier Wochen in Palästina. Auf der einen Seite habe ich das Gefühl, schon ewig hier zu sein und langsam aber sicher den Alltag zu leben. Auf der anderen Seite bin ich aber auch grade eben erst hier gelandet. Jeden Tag passieren neue Dinge, man trifft neue Menschen und schläft abends erschöpft ein.

Ich habe schon so viel erlebt, aber da ihr in einigen Wochen wieder etwas von mir hören werdet, möchte ich dem nicht zu viel vorher nehmen.
Weiter oben habe ich über Alltag geschrieben… was heißt das für mich? Ich habe grade gezählt und bin auf ca. 50 Schüler gekommen, die ich unter der Woche sehe. Sei es im Einzel-, Kleingruppen- oder Ensembleunterricht – zusammen mit Caro oder allein. Unter den Schülern sind Kinder, die dieses Jahr erst anfangen werden, ein Blechblasinstrument zu spielen und auch einige, die schon seit Jahren bei Brass for Peace dabei sind.
Ich bin unter der Woche verteilt unterwegs in Schulen in Beit Jala, Betlehem und Beit Sahour. Es ist unterschiedlich, ob ich Unterricht während der Schulzeit gebe, wo die Schüler dann aus dem Musikunterricht herauskommen oder ob sie nach der Schule noch etwas länger bleiben. Die Kinder und Jugendlichen sind alle unterschiedlich alt, meine jüngsten haben jetzt mit der 2. Klasse begonnen. Aber einige, die bei Brass for Peace mitmachen, stehen auch schon kurz vor dem Schulabschluss.
Mir macht der Einzel- und Kleingruppenunterricht sehr viel Spaß. Jeder Schüler ist individuell. Manche hören still zu, andere erzählen ganz viel. Es ist schon ein ziemlich gutes Gefühl, wenn du merkst, wie der Schüler sich freut, wenn etwas zum ersten Mal funktioniert hat oder wie er einfach Spaß hat zu spielen!
Freitags ist hier keine Schule und für unsere Schüler gibt es Ensemble Unterricht. Wir proben in der Weihnachtskirche in Betlehem. Die Ensembles sind in das jeweilige Level der Schüler eingeteilt. Zurzeit haben wir drei Gruppen und wir bauen ein Repertoire von Stücken auf, für Auftritte jeder Art.
Am ersten Schultag hatte ich einen Auftritt mit den „Level 2“ Schülern zur Einschulung der ersten Klasse in Talitha Kumi. Grade eben bin ich vom Taybeh Oktoberfest wiedergekommen, welches jedes Jahr in der Nähe von Ramallah stattfindet und wo wir mit ein paar etwas älteren Schülern aus „Friday Brass“ gespielt haben. Der nächste Auftritt wird im Rahmen des Reformationstages an einer der Schulen sein. Es wird also ganz bestimmt nicht langweilig…!

Meinen Unterricht halte ich meistens auf Englisch, doch bei den kleineren Kindern, die eigentlich nur ihre eigene Sprache können, läuft der Unterricht hauptsächlich mit Gestik und Mimik… Nicht nur deswegen werde ich bald mit regelmäßigem Arabischunterricht beginnen. Wir hatten am Anfang schon ein paar Stunden, aber für „richtige“ Unterhaltungen reicht das natürlich noch nicht.

Umso schöner ist es, dass alle Menschen, die ich hier bisher kennengelernt habe, außerordentlich offen und freundlich sind!
Es sieht also so aus, als wird das ein super gutes Jahr. 😊

Ganz liebe Grüße und bis in einem Monat,
Kathi