Karin und Tamara warten immer noch auf die Reise nach Talitha

©BfP

Seit September sind die beiden Volontärinnen nun im Dienst und warten immer noch darauf, bald fliegen zu dürfen. Motiviert und engagiert arbeiten sie von Deutschland aus und haben schon etliche Schüler kennen gelernt.  So sieht ihr Alltag aus:

Eigentlich lassen sich unsere Tage und momentane Arbeitssituation in einem Satz beschreiben: Wir sitzen den ganzen Tag vorm Computer.

Ok, das ist wohl auch noch ein wenig unpräzise. Also, hier einige Details: unsere SchülerInnen haben wir über Facebook kennen gelernt. Über den Nachrichtenmessenger schreiben wir sie oder ihre Eltern an, um den Unterricht zu organisieren. Oft kommt eine Antwort in den nächsten Sekunden, manchmal warten wir auch mehrere Tage. So ist die Unterrichtsplanung nicht so regelmäßig ist, wie erhofft. Tatsächlich saßen wir, digital -wohl gemerkt- nun in mehr arabischen Wohnzimmern, als wir erwartet hatten und schlossen die ein oder andere Bekanntschaft mit Familienmitgliedern, die mehr oder weniger unfreiwillig Teil des Unterrichts wurden.

Durch den Zoomunterricht konnten wir, obwohl unsere Ausreise immer noch nicht möglich ist, die Schülerinnen und Schüler schon kennen lernen. Aber eben auch wie ein Fenster in eine Welt, die wir so gerne erleben würden. Wir sind immer noch zu Hause in Deutschland, riechen und schmecken nur die bekannte Umgebung.

Aber trotz eines manchmal nervenaufreibend schlechten Internets, sind viele motiviert, ihre Instrumente aus den Koffern zu holen. Was bei einigen wohl auch schon etwas länger her war. Gerade am Anfang mussten viele Perinetventile geölt werden, was uns vor das Logistische Problem stellte: Wie sollten wir den SchülerInnen das Öl zukommen lassen? Probleme dieser Art ziehen sich durch die gesamte Unterrichtsvorbereitung. Mal sind es Noten, die nicht ausgedruckt werden können und mal fehlen Stifte. Wie gerne würden wir sagen können: Hier nimm meinen!

Zum Glück kann uns Caro (ehemalige Volontärin und Koordinatorin vor Ort) dabei immer weiterhelfen. In wöchentlichen online-Meetings treffen wir uns, was schon mal sehr hilfreich ist. Außerdem bekommen wir ja auch noch Unterstützung von Ramiz. Ramiz ist ein ehemaliger Schüler von Brass for Peace und unterrichtet nun auch einige SchülerInnen. Mit ihm zusammen bereiten wir uns auf Weihnachten vor. Auch in Bethlehem wird es dieses Jahr ein ganz anderes Weihnachtsfest werden. Unterstützung bei der Ensemble Leitung erhalten wir auch von Samer, der früher einmal (vor Brass for Peace-Zeiten) Trompete gespielt hat und nach seiner Ausbildung in Deutschland wieder nach Beit Sahour zurück gekommen ist. Genauso wie in Deutschland leidet die Probenarbeit unter den Anti- Coronamaßnamen. Es ist allerdings schön zu sehen, dass die Arbeit von Brass for Peace so nachhaltig ist, dass sie jetzt trotz der Abwesenheit der Volontäre weitergeführt wird.

Trotz dieser Einblicke in Alltägliches Leben zu ist uns leider trotzdem nicht möglich ganz in die BfP Arbeit einzutauchen. Ganz anders als gedacht und auch etwas betrübend.

Ein kleines „Projekt“, was wir auf die Beine stellten, ist „Friday Zoom“. Jeden Freitag treffen wir uns mit einer kleinen Gruppe von SchülerInnen auf Zoom. Da es leider nicht möglich ist, wirklich zu Proben, lassen wir uns hierfür Spiele einfallen, die z.B. mit Mundstückspiel auch einen kleinen musikalischen Aspekte fördern. Mit einem regelmäßig selbst erstellten Kahoot Quiz beenden wir meist die Stunde, was den SchülerInnen oft sehr Spaß macht. Kahoot ist ein digitales Quiz, die Schüler loggen sich über einen Link ein und beantworten Fragen rund um Blasinstrumente. Die Spiele die wir planen funktionieren unterschiedlich gut, es ist interessant zu sehen, wie viel die Kinder umsetzen können vor allem über Zoom und mit Erklärung auf Englisch, was für uns alle eine Fremdsprache ist. Einige sind sehr motiviert regelmäßig dabei und wir freuen uns immer, sie in Friday Zoom zu sehen.

Ich, Karin, habe das Angebot bekommen, mein Volontariat um ein Jahr, also bis Sommer 2022 zu verlängern, was ich gerne angenommen habe.

Ansonsten hoffen wir natürlich weiterhin im nächsten Frühjahr ausreisen zu können.

Tamara und Karin