Mit Brass for Peace ins Neue Jahr 2025 – Chorleitungskurs Loccum
„Es ist ein sehr besonderes Gefühl die Leitung einer Gruppe zu sein, die schöne Musik macht“
so fasst Nairouz (16 Jahre) ihre Motivation zusammen, mehr über Chorleitung zu lernen.
In der ersten Januarwoche 2025 fand in Loccum der Chorleiterlehrgang statt, an dem drei Palästinenser*innen teilgenommen haben. In ihren Weihnachtsferien, parallel zum orthodoxen Weihnachtsfest sind sie ins kalte Deutschland gekommen, um mehr über Posaunenchöre zu lernen. Mit den Mitbläsern aus der Region Bethlehem reicht somit ein ganz schönes Stück Weihnachten mit ins neue Jahr. Malak (14 Jahre) freut sich darüber Stille Nacht zu interpretieren und Nairouz ergänzt: „Macht hoch die Tür mag ich besonders gerne weil es ruhig ist gleichzeig stark klingt. Aber ich durfte auch viele andere Stücke dirigieren.“
Besonders schön war, dass auf dem Kurs eine ganze Brass for Peace – Familie mit dabei war! auf dem Foto sind zu sehen (von links nach rechts): Volker Janssen (der BfP-Coach, als Mitarbeiter auf dem Kurs), Karin Jahn (ehem. Volontärin), Lucas Harms (ehem. Volontär), Malak, Anne (ehem. Teilnehmerin von Über die Mauer), Pauline Karg (ehem. Volontärin), Issa, Nairouz.
Danke auch dem Posaunenwerk Hannover, welches die Teilnahme der drei Jugendlichen möglich gemacht hat!
Hier berichten die Jugendlichen:
Bei der Reise gab es zwei große Herausforderungen:
Die erste sehr ermüdende Erfahrung: Auf der Hinreise nach Deutschland mussten die Jugendlichen für 8 Stunden auf der „Brücke“ (= Synonym für den Grenzübergang zwischen Westjordanland und Jordanien) warten. Um zum Flughafen nach Amman zu kommen, muss dieser Grenzübergang passiert werden. Somit war es nur gut, dass sie schon am 30.12 in Deutschland ankamen, auch wenn der Kurs erst am 2. Januar begann.
Das zweite Problem für die drei Jugendlichen war, dass es manchmal gar nicht so einfach war die Lehrer in Loccum zu verstehen, denn der Kurs war natürlich auf Deutsch. Alle drei Jugendlichen lernen Deutsch in der Schule, aber es unterscheidet sich doch von dem Alltagsdeutsch und der Fachsprache.
Die drei (außer Malak und Nairouz war auch Issa, der 13-jährige Bruder von Nairouz mit dabei) berichten:
„Man muss sich den ganzen Tag wirklich gut konzentrieren, um zu hören und manchmal haben die Lehrer auch so schnell gesprochen, dass es gut war, dass das ein oder andere wiederholt wurde. Aber dieses Problem ließ sich am Ende gut lösen. Denn auf den Lehrgang konnte man gut mit vielen Menschen reden. Für die verschieden Herausforderungen, die sich einem als Chorleiter so stellen, gab es viele Zuhörende mit offenen Ohren und vielen kreativen Ideen. Aber man braucht auf jeden Fall einen Dirigenten, weil sonst alles durcheinander sein würde. Das ist manchmal schwer, aber wenn viele Leute spielen, muss einer entscheiden wie das Stück klingen soll. Dass Menschen diese Möglichkeiten zum Austausch haben ist wichtig und man kann viele Freunde finden.“
Der Lehrgang war gut, denn man konnte viel über Musik lernen aber auch viel Ausprobieren und so seine Fähigkeiten erweitern. Zum einen vor dem Chor und zum anderen auch so einfach so viel wie möglich Deutsch sprechen.“
Ebenso gab es auch hilfreiche Inputs für den Unterricht: Nairouz hat sich neue Ideen für Atemübungen, die im Unterricht der Brass for Peace Kinder gut eingesetzt werden können, notiert. Sie schwärmt: „Ich kann Workshop jedem empfehlen, der Musik liebt, weil man so viel über sein Instrument und die Welt der Musik lernen kann. Sehr besonders war für mich, dass es eine F bass Posaune gibt und noch andere Arten von Posaunen.“
Ein Highlight für die Teilnehmenden – nicht nur für die aus Palästina- war der Schnee und vielleicht auch die Schneeballschlacht. Eine Willkommene Abwechslung im doch recht vollen Stundeplan.
Teil der Chorleiterschulung waren viele verschiedene Fächer. Musiktheorie, Instrumentenkunde, der „Buch-Unterricht (Literaturkunde) und Fragestellung zur Gottesdienstplanung standen auf dem Programm. Am Ende wurde das dann alles noch in mehreren Klausuren und Prüfungen abgefragt. Am letzten Abend wurde also richtig gepaukt und viele Fragen geklärt. Unter anderem warum jetzt diese frischen Brötchen Asse essen können und was ein Gesangsverein sein soll… nun ja, dieser komische Deutsche Merkspruch für den Quintenzirkel.
Nairouz, Malak und Issa sind motiviert, Kinder in ihrer Heimat zu unterrichten. Die Frage ob und wann wieder ein Volontär aus Deutschland kommen kann, steht aber trotzdem im Raum. „Ich hoffe sehr Brass for Peace weiter macht und das wichtigste ist: wir brauchen wieder einen Volontär.“ sagt Nairouz. „Ich hoffe, dass im Sommer wieder welche kommen können. Und natürlich müssen auch die Leute zu den Proben kommen.“ Dem schließt sich Malak an: „Ich finde wir brauchen für Brass for Peace mehr Möglichkeiten um zu zeigen was wir können. Und natürlich sollten alle mehr üben und besser werden. Ich freue mich darauf eine starke Gemeinschaft zu haben und bei großen Konzerten spielen zu können.“
Von Nairouz Qaisieh, Malak Zeidan und Karin Jahn (ehem. Volontärin)